Webseite über Kunst und Photographie von Oliver C. Tank

Fotografieren ist eine tolle Sache. Aber in Zeiten immer billigerer Speicherchips und immer schnellerer Kameras, wird immer weniger Wert auf schöne Motive gelegt. Es wird einfach geknipst was das Zeug hält und nachher alles gelöscht, was nicht schön ist. Aber was dann noch übrig bleibt, taugt meist auch nicht viel.

Früher habe ich vielleicht zwei 36er Filme im Urlaub verbraucht, heute kommt man mit mind. 200 Fotos zurück.

Trotzdem versuche ich, schon beim Fotografieren auf eine ordentliche Motivwahl zu achten. Wenn man schon auf ein paar Dinge achtet, während man abdrückt, kann man auch ohne High-End-Kamera gute Ergebnisse erzielen. Eine gute Kamera mit einem hochwertigen Objektiv hilft natürlich, bessere Fotos zu machen. Aber eine gute Kamera alleine macht auch keine guten Fotos.

Daher habe ich hier versucht, die wichtigsten Tipps, die ich in diversen Fotografierbüchern gelesen habe, für den Alltagsgebrauch zusammen zu fassen. Zu versierte und technische Tipps, wie Blendenzahl, Belichtung etc. kommen bei normalen Urlaubs- und Situationsfotos selten zum tragen. Und ein Stativ schleppt man meist auch nicht mit sich herum. Also sind diese vielen Details und optischen Hintergrundinformationen für einen Familienurlaub ungeeignet. Denn man bekommt weder das Kind dazu, drei Minuten stillzuhalten, bis man Blende und Belichtung justiert und noch schnell einen Weißabgleich vergenommen hat. Und im Urlaub möchte man sicherlich auch nicht drei Stunden vor dem Petersdom sitzen, um den richtigen Sonnenstand zu erwischen oder um fünf Uhr aufstehen, damit man zur "blauen Stunde" parat steht.

Dennoch würde ich jedem, der sich etwas ernsthafter mit der Fotografie auseinandersetzen möchte, solch ein Buch ans Herz legen. Am besten sogar eines, das zum eigenen Kameramodell passt, denn im Buch werden alle Einstellungen direkt mit Abbildungen dargestellt. So findet man sie in der Kamera auch wieder.

Kameraeinstellungen

Die Automatik-Programme heutiger Kameras sind aus meiner Sicht vollkommen ausreichend, in den meisten Situationen gute Fotos zu machen. Falls die Vollautomatik dauernd den Blitz dazu schaltet, kann man auf "P" umschalten oder den Blitz manuell deaktivieren. Genauso sollte man bei Gegenlichtaufnahmen den Blitz dazuschalten.

Wenn man etwas mehr Zeit hat, da das Motiv länger zur Verfügung steht, kann auch mal mit den Halbautomatikprogrammen spielen. D.h. man stellt entweder die Blende selbst ein und die Belichtungszeit wird automatisch ermittelt oder umgekehrt. Für Effekte mit der Tiefenschärfe ist das hilfreich. Apropos herumspielen. Am besten nimmt man sich tatsächlich einmal die Zeit, um alle Einstellungen der Kamera auszuprobieren und viele Testaufnahmen zu machen, damit man die Auswirkungen kennenlernt.

Als ich meine Kamera neu hatte, habe ich erst einmal Fotos in vollständiger Dunkelheit gemacht und damit dann die Belichtungsdauer ausgetestet (s. Beispiele).

Motivwahl

Abgeschnittene Teile des Hauptmotivs

Die üblichen Missgeschicke, wie z.B. abgeschnittene Füße, kann man durch den richtigen Bildausschnitt sehr einfach verhindern. Es wird zu häufig auf den Kopf/Körper der Person geachtet, statt zu schauen, dass er komplett drauf ist. Man muss natürlich nicht immer den kompletten Körper fotografieren, aber wenn nur die Füße fehlen, ist das schon ärgerlich. Bei den heutigen Auflösungen ist es auch nicht weiter tragisch, einen Schritt zurück zu gehen und etwas mehr auf das Bild zu bekommen.

Motiv in Szene setzen

Bei Aufnahmen in der Stadt oder bei Weitwinkelaufnahmen von Landschaften sollte man darauf achten, eine natürlichen Rahmen (z.B. Sträucher, Bäume oder Zäune) mit aufzunehmen. Dieser gibt dem Bild Struktur und bei Landschaftsaufnahmen hilft er dem Auge, Perspektiven und Entfernungen zu erfassen. Außerdem kann man damit auch den Blick des Betrachters lenken und so das Hauptmotiv unterstützen.

Auch interessante Perspektiven können eingesetzt werden, um ein Motiv interessanter zu gestalten (siehe z.B. das Foto vom Rathausplatz in Tiflis oder von Batumi durch das Balkongeländer).

Kinderfotografie

Im Kindergarten war ich bei diversen Veranstaltungen der inoffizielle Fotograf, da ich nicht 200 Fotos meiner beiden Kinder machte, sondern 200 Fotos, auf denen jedes Kind mindestens einmal zu sehen war.

Aber die Fotografie von Kindern ist etwas schwierig, da Kinder von Natur aus dazu neigen, Faxen zu machen oder Grimassen zu schneiden, wenn sie fotografiert werden. Daher hatte ich mir angewöhnt, Außenfotos mit dem Teleobjektiv zu machen. Dann kann man sich einen schönen Platz abseits des Geschehens suchen und ungestört fotografieren. Dies sollte man immer im Hocken tun, damit man auf Augenhöhe der Kinder ist. Schöner Nebeneffekt: durch das Tele erhält man eine sehr geringe Tiefenschärfe, so dass alles im Vorder- und Hintergrund unscharf wird und das Kind dadurch in den Mittelpunkt gehoben wird.

Bewährt hat sich, mit einem Auge durch den Sucher zu schauen und mit dem anderen Auge an der Kamera vorbei nach Motiven zu suchen. Auch sollte man einen Blick dafür entwickeln, was als nächstes passiert, da nur so echte Schnappschüsse entstehen und man sehr wenig Zeit dafür hat. Unbedingt sollte man die Kamera auf Serienaufnahme stellen. Dadurch entstehen z.B. 10 Fotos vom Kind auf der Rutsche, von denen mindestens eins etwas geworden ist.

"Mitziehen" der Kamera

Ein toller Effekt, der aber etwas Übung erfordert, ist das "Mitziehen" der Kamera. D.h. man hält auf ein sich bewegendes Objekt und bewegt dabei die Kamera gleichmässig mit, so dass das Motiv scharf, aber der Hintergrund verschwommen ist.

Umgebung des Motivs

Ein häufiges Problem beim Fotografieren ist die Umgebung des Bildausschnitts. Es lässt sich leider nie vermeiden, dass sich unschöne Mülltonnen oder Laternen etc. im Bild befinden. Da man bei spontanen Gelegenheiten nicht immer die Möglichkeit hat, lange nach dem idealen Standort zu suchen, achte ich beim Auslösen schon darauf, dass ich genug Platz lasse, um das Foto später zu beschneiden. D.h. die Laterne rechts wird durch einen Schritt nach links weiter an den rechten Rand befördert und später am PC abgeschnitten. Dabei ist natürlich zu beachten, dass man auch links und oben genug Platz lässt, damit man das Seitenverhältnis des Fotos beibehalten kann.

Geduld ist erforderlich

Bei der Aufnahme von Gebäuden ist es wichtig, Geduld zu haben, wenn man nicht möchte, dass kurzbehoste Touristen mit weißen Beinen im Bild sind. Am besten sucht man sich eine Stelle, wo man niemandem im Wege ist und nicht angerempelt wird. Ein erhöhter Platz (z.B. auf einer Treppe) ist sehr hilfreich, um über die meisten Menschen hinweg zu fotografieren. Bei den heutigen Megapixeln und Zoom-Möglichkeiten bietet sich auch mal die andere Seite des Platzes an.

Wenn ich ein Gebäude fotografiere, suche ich mir eine ruhige Stelle, fokussiere das Objekt und warte so lange, bis die Personen aus dem Sucher gegangen sind und behalte im Augenwinkel die Umgebung im Auge, ob andere Leute in das Motiv laufen. Genau im richtigen Moment ausgelöst, ist niemand mit auf dem Bild.

Besondere Techniken

Beschneiden am Computer

Wenn man sich Mühe gegeben hat, ist eine Nachbearbeitung häufig nicht nötig. Allerdings glaube ich, dass man mit ein paar kleinen Handgriffen noch mehr aus einem schönen Foto herausholen kann. Da sei als Erstes das Beschneiden genannt. Das ist bei nahezu allen Fotos möglich/nötig. Wie bereits ausgeführt, befindet sich auf den meisten Fotos ein störendes Element am Bildrand. Durch das Beschneiden kann man solche Störungen entfernen. Oder wenn man große Personengruppen fotografiert, dann lässt es sich nicht vermeiden, dass z.B. der Teil eines Gesichts oder eines Beines einer Person am Rand in die Szene hereinragt, da einfach nicht alle Personen auf das Bild passen. Dann finde ich, sollte man den Teil lieber abschneiden. Besser die Person schön und vollständig auf einem anderen Foto, also verstümmelt am Rande der Gruppe. 

Wenn man mit 10 Megapixeln fotografiert, kann man z.B. auch aus einem Querformatfoto ein Portrait herausschneiden, falls die Umgebung nicht schön ist oder die Person besonders gut getroffen wurde. So kann aus einem Schnappschuss im Urlaub in wunderbares Portrait werden.

Ein Vorteil bei der Arbeit am Computer ist auch, dass man die Zeit und Ruhe hat, den besten Ausschnitt zu ermitteln und alle Störungen zu finden. Auf dem kleinen Kameradisplay ist es oft nicht möglich, alles genau zu erfassen. Und man kann verschiedene Varianten probieren.

Kleinere Änderungen an Helligkeit und Kontrast (z.B. bei leichter Überbelichtung) sind auch möglich, aber hier ist oft weniger mehr.

Grafische Nachbearbeitung mit Effekten

Eine weitere spannende Möglichkeit ist, ein Foto am Computer mit Effekten nachzubearbeiten. Auch hier sollte man sachte zu Werke gehen und der Effekt sollte zum Motiv passen. Aber dennoch gilt auch hier, dass man aus einem mittelmäßigen Foto noch das ein oder andere Highlight machen kann.

Street Photography

Eine besondere Art der Fotografie ist die Street Photography. Dabei werden Szenen aus dem Alltag quasi im Vorbeigehen fotografiert. Es kommt dabei darauf an, einen besonderen Moment festzuhalten, wie z.B. ein Mann in einem Bus oder eine Frau am Obststand. 

Dabei ist das Besondere die fehlende Zeit zur Vorbereitung. Es wird aus dem Handgelenk fotografiert, ohne einen besonderen Standort zu suchen oder an der Kamera Einstellungen vorzunehmen. Häufig verwendet man dafür z.B. ein 50mm-Festbrennweitenobjektiv. Damit ist zoomen nicht möglich und man muss näher heran oder weiter weg gehen, um den Bildausschnitt zu verändern.

Dafür sind diese Objektive lichtstärker und bei 50 mm erhält man wenig Tiefenschärfe bei Portraits, so dass die Person in den Vordergrund gerückt wird.

Für umfangreichere und bessere Informationen zu diesem Thema sei der Street-Fotograf Thomas Leuthard aus der Schweiz empfohlen. Neben Kursen zum Thema bietet er auf seiner Webseite auch eBooks an, mit denen man diese Art der Fotografie lernen kann.

Nachfolgend drei Beispiele für Street Photography (mit freundlicher Genehmigung von Hr. Leuthard):

Weiterführende Links

http://thomasvonderheiden.de/ - Ein Fotograf aus Düsseldorf, der Produkte, Architektur und Menschen fotografiertWeiterführende Links

http://musikfotografie.de/ - Ein Fotograf aus Düsseldorf mit Spezialisierung auf Fotografie auf Konzerten

Fotos

Alle Fotos © Oliver C. Tank - Keine Verwendung ohne vorherige Genehmigung.

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